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Von Marcel Schwamborn

GladbachLIVE-Interview Weltmeister verrät vor Nations League: So habe ich Flo Neuhaus veräppelt!

Matthias Ginter (r.) zeigt neben Mats Hummels (m.) und Shkodran Mustafi (l.) 2014 den WM-Pokal beim Triumphzug durch Berlin.

Matthias Ginter (r.) zeigt neben Mats Hummels (m.) und Shkodran Mustafi (l.) 2014 den WM-Pokal beim Triumphzug durch Berlin.

Stuttgart - Seit sechs Jahren ist Matthias Ginter (26)  Teil der Nationalmannschaft. Er gehörte zum Weltmeister-Kader 2014, wenn auch ohne Einsatz. Beim WM-Fiasko 2018 in Russland spielte der Verteidiger nicht, zur EM 2016 wurde er, damals in Diensten des BVB, nicht nominiert. Seine Stunde schlug bei den Olympischen Spielen (Silber) und beim Confed-Cup-Sieg 2017. Inzwischen ist Ginter, der in Gladbach eine tolle Entwicklung genommen hat, eine feste Größe im DFB-Team, er wurde sogar 2019 von den Fans zum Nationalspieler des Jahres gewählt. Das große GladbachLIVE-Interview im Stuttgarter DFB-Lager mit Top-Fohlen Ginter zu seiner Rolle und seinen Zielen. Die Nationalmannschaft trifft in der UEFA Nations League auf Spanien (3.9.) und Schweiz (6.9.).

Neuhaus offenbar doch etwas nervös

Mit Florian Neuhaus ist seit Montag ein weiterer Gladbacher bei der Nationalmannschaft. Wie macht er sich?

Er hat eine Menge Potential, sonst wäre er ja nicht hier. Florian hat eine gute Saison gespielt, vor allem nach der Corona-Pause hat er sehr gute Spiele gezeigt. Deshalb hat er sich die Nominierung absolut verdient. Er hat seine Qualitäten mit dem Ball. Ich glaube schon, dass er seinen Weg bei uns gehen kann.

Wie wirkte er auf Sie? Hat er Sie um Rat gefragt?

Er hat nervös gewirkt, muss ich ehrlich sagen. Er hat zum Beispiel gefragt, was er nach seinem ersten Länderspiel machen muss, ob dann eine Ansprache oder ein Lied fällig wird. Ich habe ihn ein wenig veräppelt und gesagt, dass er eine mindestens fünfminütige Ansprache vor dem Team halten müsste. Da war er auf einmal ganz nervös. Natürlich freut es mich, dass nun noch einer vom Verein dabei ist.

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Sie haben ein strammes Programm vor sich. Bis Weihnachten warten mit der Borussia und der Nationalmannschaft 29 Pflichtspiele in 111 Tagen. Hatten Sie nicht darüber nachgedacht, auf die anstehenden Länderspiele zu verzichten?

Das stand für mich nicht zur Debatte. Ich hatte lange Urlaub, nun eine gute Vorbereitung. Natürlich ist es etwas ungewohnt, aus der Vorbereitung zu kommen und gleich gegen so zwei starke Gegner zu spielen. Aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich nominiert werde und möchte sowohl im Verein als auch bei der Nationalmannschaft alles mitnehmen, was geht. Ich bin sehr ehrgeizig und verzichte ungerne auf Spiele.

Oder wollen Sie Ihren neu gewonnenen Stammplatz bei der Nationalmannschaft verteidigen?

Ich finde, dass ich im vergangenen Jahr gerade als Persönlichkeit die nächsten Schritte gemacht habe. Klar hat es mir geholfen, mit Marco Rose einen Trainer zu haben, der mich als dritten Kapitän nominiert hat und ich in dieser Aufgabe sehr aufgegangen bin. Wenn man im Verein Verantwortung übernimmt, ist es bei der Nationalmannschaft nicht anders. Zuletzt hat sehr viel gepasst, da will ich weitermachen. Ich weiß schließlich, dass wir sehr junge und gute Innenverteidiger haben. Niklas Süle und Antonio Rüdiger sind wieder dabei. Wir haben viel Defensiv-Potential im Kader.

Sie haben 29 Länderspiele auf der Bank erlebt und hatten 29 Einsätze. Donnerstag kann sich diese Bilanz also mit ihrem 30. Länderspiel positiv wenden. Aber die Konkurrenz ist groß. Käme auch eine andere Position als in der Innenverteidigung in Frage?

Ich habe gegen Frankreich auf der rechten Seite gespielt und bin auch schon halbrechts in der Dreierkette aufgelaufen. Auch wenn ich im Verein eine feste Position habe, würde ich mich doch als polyvalenten Spieler bezeichnen, der rechts spielen und im Spielaufbau mit ins Mittelfeld gehen kann. Ich bin sehr offen für verschiedene Positionen, auch wenn ich mich hauptsächlich als Innenverteidiger sehe.

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Ist der Titel „Nationalspieler des Jahres“ für Sie Verpflichtung oder Ansporn?

Diese Auszeichnung hat mich sehr gefreut, zeigt aber, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich bin sehr ehrgeizig und diszipliniert. Ich versuche alle Vorgaben im Verein und bei der Nationalmannschaft bestmöglich umzusetzen. Bisher ist das Feedback der Trainer sehr positiv. Da will ich natürlich dranbleiben. Wir haben jetzt zwei schwere Gegner, da wird sich gleich mal zeigen, wo wir stehen. Eine neue Saison geht immer bei null los.

Wo sehen Sie bei sich noch Luft nach oben?

Es gibt immer Potential, weil der Fußball so breit ist. Das ist der Unterschied zum Beispiel zum Weitsprung, wo man nur weit springen muss. Im Fußball gibt es technisch, taktische, physische und psychische Komponenten. Vor dem gegnerischen Tor kann ich sicher gefährlicher werden. Ich hab zwar zwei Tore erzielt und zwei Vorlagen geliefert. Das ist okay, aber ein paar mehr Torbeteiligungen habe ich mir schon vorgenommen. Ich versuche mich auch da zu verbessern, um ein besserer Spieler zu werden.

Und welche Ziele haben Sie sich für die Saison mit der Nationalmannschaft gesetzt?

Wir wollen nicht so abschneiden wir in der letzten Nations League. Daher sollten wir gleich in den ersten beiden Spielen ein Zeichen setzen, um der Konkurrenz zu zeigen, dass wir da sind. Bei der EM wollen wir natürlich besser abschneiden als beim letzten Turnier.

Und Ihr persönliches Ziel? Endlich ein Stammplatz bei einem wichtigen Turnier?

Ich habe ja schon ein paar Turniere gespielt, so ist es ja nicht. Mein primäres Ziel ist das nicht. Wenn mir jemand verspricht, dass wir Europameister werden und ich nicht so viel spiele, wäre das nicht so dramatisch, weil ich mich schon als Mannschaftsspieler bezeichnen würde. Da steht der Erfolg über allem und die andere Denkweise wäre etwas egoistisch. Natürlich will ich mich bestmöglich auf das nächste Jahr vorbereiten, damit ich eine ernsthafte Option bin.