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Von Achim Müller

Neue Geldquellen für Borussia In Gladbach ist Börsen-Gang kein Tabu-Thema mehr

Präsident Rolf Königs (r.) und Geschäftsführer Stephan Schippers (l.), hier zu sehen bei der Mitgliederversammlung von Borussia Mönchengladbach am 10. August 2021. Königs und Schippers schauen auf einen Monitor.

Präsident Rolf Königs (r.) und Geschäftsführer Stephan Schippers (l.), hier zu sehen bei der Mitgliederversammlung von Borussia Mönchengladbach am 10. August 2021.

Stephan Schippers lächelt kurz. Dann sagt der Geschäftsführer und Finanzboss von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach: „Man muss allem gegenüber offen sein. Aber alles zur rechten Zeit. Es muss alles passen. Wir haben noch viele Aufgaben in der Zukunft.“

Worauf der 54-Jährige anspielt sind Themen wie strategische Partnerschaften mit Top-Sponsoren, so wie es der Bayern München vorgemacht hat. Oder einen möglichen Börsengang der Borussia. Nach Vorbild der Namenscousine aus Dortmund.

Borussia Mönchengladbach: Coronakrise hat VfL um fünf Jahre zurückgeworfen

Keine Frage, am linken Niederrhein bahnt sich, wie GladbachLIVE bereits zum jüngst verkündeten Sponsoren-Deal mit „Puma“ berichtet hat, ein Strategie-Update an.

Gladbach schickt sich an, neue Wege zu gehen, um neue Geldquellen erschließen zu können, ohne allerdings dabei die Klub-Seele zu verkaufen.

Neben Präsident Rolf Königs (80) zählt Stephan Schippers in diesem Kontext zu den wichtigen Machern und Entscheidern bei Borussia Mönchengladbach. Der 54-Jährige hat in einem Mediengespräch rund um die Mitgliederversammlung 2022 (30. Mai 2022) einige Einblicke in die Zukunftspläne des Klubs gegeben.

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Zum Thema Börsengang sagt Schippers: „Wir haben intern darüber gesprochen. Wir schauen uns seit Jahren an, wie die Bayern es machen. Sie haben strategische Sponsoren, gesellschaftsrechtlich untermauert. Bayern München macht das sehr gut.“

Er ergänzt: „Wir müssen auch schauen, wie es Dortmund gemacht hat. Dortmund ist ein Traditionsverein, wir sind ein Traditionsverein – und trotzdem ist Borussia Dortmund an der Börse notiert. (...) Sie haben dennoch keine Abstimmung aus den Händen der Mitglieder gegeben und andere Geldquellen erschlossen.“

In den Planspielen für die Zukunft schließt Schippers allerdings etwas aus: „Wir haben nie über einen Mäzen nachgedacht, also beispielsweise so ein Modell wie in Berlin.“

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Dass der Stadionname noch nicht vermarktet sei, habe Gründe, so Schippers. Dafür habe man sich bewusst entschieden. Aber: „Wir denken über alles nach.“

Schippers sagt, dass der VfL Borussia sich klar zur Fünfzig-Plus-Eins-Regel bekenne. „In diesem Rahmen ist ja schon heute sehr viel möglich.“

Wilde Experimente auf dem Weg zu weiteren seriösen Geldquellen wird es bei Borussia nicht geben.

Schippers: „Wenn wir Anteile verkaufen wollten, dann haben wir laut Satzung den Gang über die Mitgliederversammlung zu gehen. Das würden wir auch nicht scheuen, wenn wir davon überzeugt wären.“

Solch ein Antrag zur Satzungsänderung hat bei der jüngsten Mitgliederversammlung noch nicht vorgelegen.

Es ist offenbar noch nicht der richtige Zeitpunkt für den Klub gekommen. Nichtsdestotrotz will Borussia sich weiterentwickeln und das wirtschaftliche Fundament erweitern.

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Zunächst einmal gilt es für Borussia Mönchengladbach, sich von den Folgen der Coronakrise zu erholen. Die GmbH hat durch die Pandemie in den vergangenen Geschäftsjahren 2020 und 2021 (jeweils 1. Januar bis 31. Dezember) ingesamt 100 Millionen Euro weniger Erträge gehabt.

2020 gab es ein Minus von rund 16,765 Millionen Euro in der Klub-Kasse, 2021 von rund 14,610 Millionen. Macht rund 31 Millionen Euro Minus in zwei Jahren.

Zugleich hat Borussia in den vergangenen zwei Jahren Einsparungen von 70 Millionen Euro gestemmt, aus dem TV-Gelder-Topf fließen durch die neue Vertragslage 18 Millionen Euro weniger.

Das Eigenkapital ist innerhalb von zwei Jahren von 103,324 Millionen Euro auf 75,828 Millionen zurückgegangen.

Die aktuelle Eigenkapitalquote liegt bei 36,5 Prozent.

Borussia hat 2021 einen Umsatz von rund 169 Millionen Euro zu verzeichnen, im Geschäftsjahr zuvor waren es rund 163,4 Millionen Euro.

Damit zählt Borussia, was auch die jüngst durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) veröffentlichten Wirschaftszahlen der Bundesliga-Vereine verdeutlichen, noch zu den gesunden Klubs im Oberhaus.

Andere Vereine sind bereits im Negativ-Eigenkapital angekommen und müssen sich womöglich in der Zukunft mit dem Schreckgespenst „Insolvenz“ befassen.

In Gladbach kein Thema. Die Schuldenlast sei für Borussia, so Schippers, nicht größer geworden.

Schippers: „Wir sind mit beiden Beinen auf die Bremsen getreten. Wir stehen durch den Sparkurs noch sauber da. Wird sind nicht reich, aber gesund.“

Zugleich betont der Finanz-Boss: „Corona hat uns zurückgeworfen.“ Um die fünf Jahre in der (wirtschaftlichen) Entwicklung, heißt es.

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Gladbach werde weiter einen „soliden Weg“ gehen, „mit Augemaß“, so Schippers. „Wir gehen unseren Weg. Wir machen nichts nach dem Gießkannenprinzip.“

Vielmehr entwickelt Borussia Strategien, um nach dem Corona-GAU topfit die Herausforderungen der Zukunft anzupacken.

So sind die Pläne für ein neues Profi-Leistungszentrum weiter in den Schubladen – und sollen auch in absehbarer Zeit Realität werden. Die Top-Infrastruktur im Borussia-Park wird weiter ausgebaut.

Dass Borussia wegen der Pandemie-Folgen ohne eigene Transfererlöse handlungsunfähig auf dem Transfermarkt sei, dem widerspricht Schippers. „Wir können uns bewegen.“

Zugleich sagt er auch: „Wir müssen eventuell auch gewisse Ansprüche schrumpfen. Wir halten an unserem Weg fest, dass wir nur das, was wir einnehmen, auch ausgeben können. Diesen Weg, nach dem Vorbild eines Helmut Grashoff, werden wir weitergehen. Das ist unsere Überzeugung.“

Klar ist: Borussia dürfte in nicht allzu ferner Zukunft ein Strategie-Update vornehmen. Dieses Unterfangen könnte in einem Börsengang oder einer strategischen Partnerschaft mit Top-Sponsoren enden.

Schippers: „Alles zur rechten Zeit. Es muss alles passen.“

Und: Es müsste auch ein „Ja“ der Mitglieder von Borussia Mönchengladbach für eine entsprechende Satzungsänderung erfolgen. Das könnte, bei einem entsprechenden Antrag, frühestens 2023 dann der Fall sein.

Womöglich deshalb gab sich Schippers vor den 1.800 Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung 2022 erst einmal zurückhaltend. „Es steht kein Börsengang ins Haus. Wir wollen auch erst mal aus Corona herauskommen.“

Grundsätzlich wird ein Börsengang in der Zukunft aber nicht ausgeschlossen. Zeitnah und unter den aktuellen Gegebenheiten ist er jedoch kein Thema.