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Von Achim Müller

GladbachLIVE-Analyse Borussia und die Rose-Diskussion: Diese Millionen-Summe spielt eine wichtige Rolle

Eine Eckfahne im Gladbach Borussia-Park. Auf diesem Foto vom 31. Oktober 2020 zu sehen.

Auch wenn wegen der Coronakrise keine Fans in den Gladbacher Borussia-Park dürfen, dessen Innenraum auf diesem Foto vom 31. Oktober 2020 zu sehen ist, verschaffen zahlreiche Fohlen-Anhänger derzeit ihrem Unmut Luft. 

Mönchengladbach - Nächste Niederlage, nächste Jobgarantie für Trainer Marco Rose (44). Gladbach-Manager Max Eberl (47) hat im ZDF (13. März 2021) betont: „Ich wüsste heute nicht, was dazu führen könnte, dass er nicht bis zum 30.6. bei uns Trainer ist. Stand heute gibt es keinen Grund für mich, dies nicht so zu tun.“

  • Gladbach gleicht immer mehr einen Pulverfass, die Borussia befindet sich sportlich im freien Fall
  • Fohlen-Manager Max Eberl gerät immer mehr in die Kritik, da er an Trainer Marco Rose festhält
  • Es gibt nach GladbachLIVE-Infos wirtschaftliche Gründe, die den aktuellen Kurs der Entscheider nachvollziehbar machen

Rose soll, trotz sechs Niederlagen in Serie samt Absturz in der Tabelle, bis zum Saisonfinish weiter das Zepter auf dem Cheftrainersessel im Borussia-Park schwingen, ehe er, eine Ausstiegsklausel macht es möglich, zum 1. Juli in Dortmund als verantwortlicher Fußballlehrer anheuert. 

Gladbach: Krise, Rose, Millionen, Ratio, Emotionen, hätte und aber

Rund fünf Millionen Euro Ablöse zahlt der BVB an Ablöse für Rose – auch das soll in einer Vertragsklausel in Roses ursprünglich bis 2022 datierten Arbeitsvertrages beim VfL Borussia fixiert worden sein.

Und diese fünf Millionen Euro netto (vor Steuern) zählen offenbar auch zu den Gründen, warum die Entscheider am Niederrhein Rose bislang noch nicht freigestellt haben. Auch wenn zahlreiche Fohlen-Fans bereits seit Wochen wegen der Personalie Rose auf die (digitalen) Barrikaden gehen.

Die Hintergründe: Am 15. Februar haben Rose und der VfL Borussia die BVB-Nummer offiziell gemacht. Zu diesem Zeitpunkt, nach dem 21. Spieltag, hatte Gladbach bereits sechs Punkte (und ein deutlich schlechteres Torverhältnis) Rückstand auf Platz vier, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde.

Nach dem 0:0 in Wolfsburg hatte sich, nicht nur für neutrale Beobachter, sondern auch für die Kommandobrücke im Borussia-Park, abgezeichnet, dass es mit einem erneuten Königsklassen-Ticket in dieser Saison richtig schwer werden dürfte.

Borussia war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch voll im Rennen um einen Platz in der Europa League. Und hätte – Konjunktiv – noch über die Viertelfinal-Hürde Dortmund das Pokal-Finale erreichen können. Was nicht gelang.

Aber: Was bedeutet, bei Licht betrachtet, die Europa-League-Teilnahme, neben der theoretischen Chance auf einen Titel, wirtschaftlich eigentlich aktuell für einen Verein wie Borussia?

In einer Coronakrisen-Melange, in der Borussias Macher bis dato nicht absehen können, wie sich die Pandemie weiterentwickelt und wann wieder – Stichwort Zuschauer – mit vollen Stadien gerechnet werden kann.

Um das in Zahlen greifbar zu machen: Zwischen acht und zehn Millionen Euro beträgt die Einnahmen-Summe, die Gladbach für das Erreichen der Europa-League-Gruppenphase wohl einplanen könnte. Ohne Zuschauereinnahmen.

Von diesen eher acht Millionen Euro müsste allerdings auch einiges wieder abgezogen werden. Beispielsweise Reisekosten, Prämien, aufwändige Coronaschutz- und Quarantäne-Maßnahmen. Unter dem Strich würde ein Beitrag übrig bleiben, der nicht weit über den fünf Millionen Euro liegen dürfte, die Gladbachs Entscheider durch den Rose-Abgang zum BVB winken.

Letztere Summe, die Rose-Ablöse, ist allerdings bereits am 15. Februar fest einplanbar für die Entscheider gewesen. 

Was aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar macht, dass Gladbach an Rose festgehalten hat und dies bislang weiterhin tut.

Denn: Würde Borussia Rose freistellen, läuft der Klub nach unseren Informationen womöglich Gefahr, aus arbeitsrechtlichen Gründen, den Anspruch auf die in Roses Kontrakt fixierte Ablöse-Summe von fünf Millionen Euro unter Umständen zu verwirken. Was Juristen auch nicht ausschließen wollen.

Um das Ganze zusammenzufassen: Selbst wenn Borussia bereits am 15. Februar Rose freigestellt hätte, wäre der Klub wirtschaftlich offenbar in ein nicht zu unterschätzendes Finanz-Risiko gegangen.

Hätte zu diesem Zeitpunkt ein anderer Trainer als Rose – der interne Ersatzmann Heiko Vogel (45) stand wegen eines schwebenden Sportgerichtsverfahrens erst gar nicht zur Verfügung – die Gladbach-Profis übernommen und diese bis zum Saisonende tatsächlich noch zumindest in die Europa League gecoacht, würde das, von der wirtschaftlichen Seite her, Borussia unter dem Strich nicht deutlich mehr Geld in die schwarz-weiß-grüne Klubkasse spülen, als es die Rose-Ablöse aus Dortmund zum 1. Juli tun würde. 

Und das dürfte Eberl auch meinen, wenn er davon spricht, dass er als Manager nicht nur Emotionen, sondern auch die Ratio zu walten lassen habe.

Die Frage bleibt allerdings, ob Eberl und die Borussia-Bosse den Rose-Kurs bis zum Saisonende durchhalten können, angesichts der mit jeder weiteren sportlichen Niederlage zunehmenden Fan-Wut. 

Eberl sagt: „Ich realisiere schon, was um uns passiert. Aber ich bin ja nicht dumm! Dieser Trainer ist nicht schlechter geworden als noch vor sechs Wochen. Und das Zusammenspiel mit der Mannschaft ist auch nicht schlechter geworden. Aber die Ergebnisse fehlen. Da habe ich im Moment auch kein Argument dagegen.“

Borussias Sportdirektor ergänzt: „Der Wunsch der Fans ist ja nicht ausschließlich wegen der Leistung, sondern hauptsächlich wegen der Entscheidung von Marco Rose. Dass ist das, was ich unterscheide. Ich unterscheide genau diese Emotionalität.“

Gladbach: Borussia-Bosse haben offenkundig nicht pokern wollen 

Natürlich könnten Kritiker Eberl vorhalten, er hätte schon ab dem 15. Februar, oder kurz darauf, in den Poker-Modus wechseln und „All in “ gehen sollen.

Sprich die fünf Millionen Ablöse für Rose mit dessen Freistellung zu riskieren und darauf zu spekulieren, dass ein Not-Trainer, der aus bekannten Gründen bis zum 9. März nicht Heiko Vogel heißen konnte, die Fohlen per famoser Siegesserie noch bis in die Europa- oder Champions League und/oder ins DFB-Pokalfinale – und, an Manchester City vorbei, bis ins Viertelfinale des aktuellen Königsklassen-Wettbewerbes führt. 

Derart gepokert aber haben Gladbach-Entscheider schon seit vielen Jahren nicht mehr.