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Von Achim Müller

Eberl und die Kaugummi-Situation Gladbach steckt weiter in der 60-Millionen-Falle

Gladbach-Manager Max Eberl sitzt auf einer Bank, derweil schaut er auf sein Smartphone. Seine Füße ruhen auf einem Fußball.

Gladbach-Manager Max Eberl, hier zu sehen in Borussias Trainingslager in Harsewinkel am 18. Juli 2021. 

Mönchengladbach. Geduld, so hat Gladbach-Manager Max Eberl jüngst durchblicken lassen, zähle nicht zu seinen größten Stärken. Aktuell muss sich der 47-Jährige allerdings ziemlich gedulden. Eberl hat es bisher regelmäßig hinbekommen, Borussias Kaderplanungen frühzeitig in der Sommer-Vorbereitung abgeschlossen zu haben. Doch in diesem Transferfenster, das in Europas Top-Ligen am 31. August 2021 schließt, ist das anders, zieht sich in Sachen Kaderplanung am Niederrhein einiges wie Kaugummi.

Gladbach: Max Eberl spricht über Denis Zakaria und Matthias Ginter

Den wichtigsten Transfer hat Eberl allerdings schon frühzeitig klarmachen können, als er im vergangenen April Adi Hütter (51) für eine Ablöse von 7,5 Millionen Euro als neuen Cheftrainer von Eintracht Frankfurt verpflichtete

Dass Borussia, die wegen der Pandemie im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatzrückgang von 50 Millionen Euro zu verkraften hatte, allerdings alsbald auf einen Mega-Transfer wie noch 2016 hoffen darf, als Mittelfeld-Star Granit Xhaka (28) für die Rekordablöse von 45 Millionen Euro in die englische Premier League, zu Arsenal London wechselte, solch' ein Deal zeichnet sich weiterhin nicht ab im Borussia-Park. 

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Das hat Eberl nun in einem Interview der „RP“ bestätigt: „Der Markt ist noch gar nicht ins Rollen gekommen.“

Heißt: Das Gladbacher Kader-Modell „investieren, weiterentwickeln, gewinnbringend veräußern, reinvestieren“ ist ebenfalls noch nicht ins Rollen gekommen.

Oder anders formuliert: Auf der Geschäftsstelle an der Hennes-Weisweiler-Allee 1 ist keines dieser „unmoralischen Angebote“ der Xhaka-Kategorie für das Fohlen-Tafelsilber (Thuram, Plea, Neuhaus, Ginter, Zakaria, Bensebaini, Hofmann, Embolo) eingetrudelt.

Die Coronavirus-Krise hat so ziemlich alle Klubs und Vereine in Europa wirtschaftlich bis ins Mark getroffen. Auch Borussia.

Ohne satte Transfer-Erlöse muss der VfL, der in den kommenden Saison auch in keinem internationalen Wettbewerb vertreten ist, derzeit kleine Brötchen in Sachen Zugänge backen.

Zumal neben den Hütter-Millionen auch schon Geld in die Transfers von Hannes Wolf (zehn Millionen Euro) und Manu Koné (neun Millionen) geflossen ist. Dazu kommen offenkundig noch rund vier Millionen Ablöse für Top-Talent Luca Netz von Hertha BSC.

Es gibt zwar zahlreiche Gerüchte rund um die Gladbach-Stars, aber konkret ist nichts. Die Vereine halten sich zurück.

Eberl sagt zu dieser ganzen Melange: „Es ist Corona und wir dürfen nicht vergessen, dass wir immer noch einen starken Kader haben. Fakt ist, dass wir fast die identische Mannschaft haben, die vor anderthalb Jahren die Champions League erreicht und vor weniger als einem Jahr gegen Real Madrid und Inter Mailand gespielt hat. Deshalb ist der größte und wichtigste neue Impuls der Trainer.“

Gladbachs Sportdirektor ergänzt: „Jetzt geht es darum, ob ein Spieler auf dem Markt so interessant ist, dass er uns so viel Geld bringt, dass wir ihn verkaufen wollen. Die Transferperiode ist spezieller als alle anderen, weil wir abwarten müssen. “

Dass die Kaugummi-Nummer dazu führt, dass Gladbach, wie schon in der vergangenen Saison, keinen Top-Spieler ziehen lassen wird, dies schließt Eberl aktuell nicht aus. „Ich glaube, es werden so wenige Transfer wie noch nie getätigt, das vergangene Jahr mal ausgenommen, als wir nur zwei Spieler ausgeliehen und fünf abgegeben haben. Jetzt sind auch fünf weg und mit Rocco Reitz haben wir einen sechsten verliehen. Wir werden das behutsam angehen, es wird keine gravierenden Veränderungen geben. Die größte ist der neue Trainer. (...) Es kann sein, dass wir alle halten, ja.“

Eberl schließt ebenso nichts aus, dass Borussia mit den Nationalspielern Matthias Ginter und Denis Zakaria über den 31. August hinaus zusammenarbeiten wird, obwohl beide Profis bislang ihre 2022 auslaufenden Verträge nicht verlängert haben. Für sie gibt es bislang keine Angebote.

Es droht in beiden Fällen also das Szenario „ablösefrei“. Ginter und Zakaria kommen auf einen gemeinsamen Marktwert von rund 60 (!) Millionen Euro.

Solch ein (Schreckens-) Szenario wäre für Gladbach natürlich mehr als bitter. Eberl: „Es ist alles kompliziert. Dort ist es die Vertragskonstellation, aber wenn für einen Topspieler ein hohes Angebot kommt, mit dem Adi und ich fest planen, kann es genauso kompliziert werden. Ich möchte gar nicht über alle Eventualitäten reden.“

Eberl sagt weiter: „Jeder weiß, dass wir nicht Verträge von Spielern auslaufen lassen wollen, für die wir Geld ausgegeben haben. Aber da gehören beide Parteien dazu. Wenn einer wie Denis kommt, der sich vorstellen kann, den Verein zu verlassen, müssen wir schauen, was passiert. Unterm Strich ist es ein völlig normaler Vorgang, dass ein Spieler nicht verlängern will. Es gibt kein böses Blut, sondern eine ganz offene Kommunikation.“

Werden nach dem 31. August die Kaderkarten neu gemischt?

Und auch das sollten Beobachter der Gladbacher Szene auf dem Schirm haben. Möglich, dass in Sachen Verträge nach dem 31. August die Karten im Borussia-Park neu gemischt werden.

Denn Spieler samt Beraterstab, die derzeit pokern, wissen nicht, sollte die Coronakrise nicht enden wollen, welche (Gehalts-) Angebote interessierte Vereine in den kommenden Verhandlungsrunden überhaupt unterbreiten können.

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Eberl: „Vielleicht muss man sich im September noch mal neu hinsetzen, wenn es keinen Verein gab, bei dem es für alle Parteien gepasst hat.“